Team-Training für Schülerinnen und Schüler

im Berufsvorbereitungs-Jahr 2005 - 2006
an der Justus von Liebig Schule, Mannheim

       

Rahmeninformationen zum Team-Training

Das Team-Training wird während des ganzen Schuljahres in einer BVJ-Klasse praktiziert. Es bereitet die SchülerInnen in Ergänzung zu den schulischen Inhalten des Berufsvorbereitungsjahres alltagsbezogen auf berufliche Zusammenarbeit vor.

Dabei wird die Klasse von zwei Trainerinnen begleitet. Das Trainerinnen-Team sind Julia Köller als Klassenlehrerin und Christiane Schmidt als professionelle Trainerin für Lernprozesse in Gruppen.
Wöchentlich wird eine Trainings-Einheit von je zwei Unterrichtsstunden durchgeführt.

Hier üben die Schüler und Schülerinnen in alltagsbezogenen berufstauglichen Kontexten, wie sie ihre Fähigkeiten zur Zusammenarbeit mobilisieren und erweitern können.

Das Team-Training konzentriert sich auf die Erfüllung bestimmter Arbeitsaufträge sowie Besprechungen über die Erfahrungen in der erlebten Zusammenarbeit und die Kontrolle der Auftragserfüllung.

Je nach Arbeitsauftrag arbeitet die ganze Klasse zusammen und gestaltet anschließend gemeinsam die Besprechung von Kooperation und Erfolg unter der Leitung ihrer Trainerinnen.
Oder es arbeiten zwei fest installierte Teams in getrennten Räumen mit dem gleichen Auftrag, führen ihre Team-Besprechung bezüglich ihrer Team-Zusammenarbeit getrennt durch und begegnen sich zur abschließenden Auftragskontrolle sowie zur Auswertung der heutigen Arbeit im gemeinsamen Arbeitsraum mit beiden Trainerinnen wieder.
  
       

Für die 14 - 16jährigen Schülerinnen und Schüler geht es um das Erlernen und Üben grundlegender sozialer Fähigkeiten, die im beruflichen Alltag erforderlich sind.

Deshalb stellen wir in den Mittelpunkt:
Grundprinzipien der Zusammenarbeit,
grundlegende Regeln des Sozialverhaltens in Organisationen und Arbeitsgruppen,
Grundprinzipien der Kommunikation,
Rollenverhalten in der Zusammenarbeit,
Rollensicherheit und Rollenflexibilität,
Vertrauen und Verantwortung in sozialen Prozessen übernehmen zu lernen,
Selbstvertrauen zu entwickeln
sowie Feedback geben und annehmen zu können.

  
       

Konzeption und Organisation des Team-Trainings

Den konzeptionellen Rahmen unseres Team-Trainings haben wir zum Zweck beruflicher Alltagstauglichkeit als "Institution Team-Training" gestaltet.

D.h.: Wir benötigen einen tragenden, ordnenden und begrenzenden Rahmen, um miteinander die Zusammenarbeit organisieren zu können.

Dieser Rahmen besteht aus folgenden Aspekten:
  
       

1.Wir arbeiten in Anlehnung an beruflichen Alltag mit zwei fest installierten Teams, mit Kontrolle der Auftragserfüllung, mit Arbeitsbesprechungen zur Messung von Erfolg und Misserfolg der Zusammenarbeit und Feedback.

2.Erfüllung der Normen und Werte der Institution "Team-Training": Dazu halten sich alle Beteiligten an die Team-Regeln und an die Konsequenzen bei Regelverstössen.

3.Lohn für geleistete Arbeit: Neben Kontrolle und Würdigung der wöchentlich erfüllten Arbeitsaufträge ist zum Ende des Schuljahres ein Zertifikat für "Erfolgreiche Teilnahme am Team-Training" vorgesehen.

  
       

4. Die Kriterien für Zusammenarbeit im Team-Training sind die gleichen, die erfüllt sein müssen, um das Zertifikat zu erhalten.

Durch regelmäßiges Feedback lernen die Schülerinnen und Schüler, ihr Verhalten einzuschätzen. Sie lernen, ihr Verhalten zu modifizieren und erleben so einen zielgerichteten Lernprozess, in dessen Verlauf immer deutlicher wird, was im je individuellen Fall den Erhalt des Zertifikats ermöglicht bzw. gefährdet.  

  
       

Der Kompetenz-Ansatz des Team-Trainings

1. Das beobachtete Potential der Schüler und Schülerinnen stärken:
Im Team-Training kann Verhalten erprobt, auf Erfolg überprüft und bestätigt werden.
So werden Selbstvertrauen und Frustrationstoleranz gestärkt.

2. Mit der Wirklichkeit der Klasse arbeiten: Das bedeutet: Wir arbeiten mit den beobachteten sozialen restriktiven Tabus der Klasse ebenso wohlwollend wie kritisch.
Wir schildern unsere Beobachtungen, wir stellen konfrontierende Fragen und geben Feedback, wodurch beobachtetes Verhalten bestätigt und auch in Frage gestellt wird.

Auf dieser Basis beginnen die Teams im Laufe der einjährigen Zusammenarbeit ihre eigenen Formen und Inhalte von Feedback zu formulieren, Feedback zu geben und anzunehmen - und stabilisieren sich dank gegenseitiger Unterstützung so auch selbst und gegenseitig.
  
       
3. Mit der Verteidigung und Abwehr der Klasse arbeiten: deren vertraute Mittel nicht verurteilen, sondern prüfend in Frage stellen, Alternativen anbieten, andere Möglichkeiten empfehlen und ausprobieren lassen

4. Fordern: Die Institution "Team-Training" mit Rahmen, Regeln, Aufträgen, Kontrolle und Belohnung praktizieren. Würdigung und Anerkennung sowie Kritik der geleisteten Arbeit, Zertifikat bei erfolgreicher Teilnahme am Team-Training

5. Schützen: Selbstkonzepte geraten durch Verhaltensverunsicherungen ins Wanken, Verunsicherungen müssen ertragen und kompensiert werden.

Das Erproben unbekannter Rollen setzt voraus, dass Angst überwunden wird und Risikobereitschaft und Vertrauen entwickelt werden. Deshalb ist die "Institution Team-Training" zugleich ein geschützter (straf- und urteilsfreier) Entwicklungsraum für die Schüler und Schülerinnen.
  
       
6. Fördern: vorsichtiges, aber gezieltes Herantasten an Grenzen im kognitiven und emotionalen Bereich, Erweiterung dieser Grenzen und des bisherigen Verhaltensspektrums durch persönliches und Rollen-Feedback,

Übungen zur Steigerung von Rollenflexibilität, steigende Anforderung an Qualität der Team-Arbeit und Inhalte der zu erfüllenden Arbeitsaufträge
  
       
7. Annäherung an berufliche Alltagssituationen: Wir fordern Auftragserfüllung und kontrollieren die Auftragserfüllung, eingebettet in Besprechungen und Feedback über geleistete Arbeit in den Teams.

Darüber hinaus finden Gespräche über berufliche Kontexte statt: berufliche Zukunftsideen und -ängste, Erfahrungen im ersten Praktikum, welche Probleme in der alltäglichen Zusammenarbeit in unterschiedlichen Organisationen auftreten können, wie die eigenen Vorstellungen von Berufsalltag bisher aussehen etc.
 
  
       

Intentionen des Team-Trainings

Unsere Absicht über die aktuellen Lernprozesse im Team-Training hinaus besteht darin, grundlegende Schlüsselqualifikationen sozialen beruflichen Verhaltens zu vermitteln.
Durch die Steigerung sozialer Kompetenz werden sowohl Motivation und Interesse an Berufstätigkeit generell geweckt als auch Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit besonders bei Schülern und Schülerinnen im Berufsvorbereitungsjahr gestärkt, deren Förderschwerpunkt hauptsächlich im Bereich sozialer und emotionaler Entwicklung liegt.
  
       


Hier sehen Sie eines der Arbeitsinstrumente, das im Verlauf des einjährigen Team-Trainings mit den Schülern und Schülerinnen im Team-Training gemeinsam erarbeitet wurde.

Mit Hilfe dieser Team-Rollen wird in der Besprechung nach der Team-Arbeit Rollenfeedback geübt.
  
       


Mit Hilfe dieses Modells, der "Team-Waage", die ebenfalls im Verlauf des einjährigen Team-Trainings mit den Schülern und Schülerinnen gemeinsam erarbeitet wurde, kann das aktuell in den Teams beobachtete Handeln besprochen werden.

In Lernprozessen zu sozialer Kompetenz ist es wichtig, verständliche Worte für das eigene und das beobachtete Handeln der anderen zu finden und dann gemeinsam an einem ausgewogenen Gleichgewicht der unterschiedlichen gleichzeitigen Handlungen im Team arbeiten zu können.







Nach dem Team-Trainings-Ausflug in die Kletterhalle, der bereits wesentlich höhere Anforderungen an die Team-Fähigkeit der Schüler stellte, arbeiten sie in ihren Teams mit weiter wachsender Komplexität der Arbeitsaufträge.
  
       
Hier sehen Sie die Ergebnisse des letzten Team-Arbeitsauftrags, einen Bilderrahmen für den Flur der Schule zu erstellen, in dem sie ihre Teams präsentieren und zukünftigen BVJ-Klassen erzählen, was für sie in ihrem Team-Training wichtig war.

Was das "Brüder-Team" (rechts) zukünftigen SchülerInnen zu erzählen hat:
Man kann nach einiger Zeit mit den Lehrern zusammen arbeiten.
In dem Teamtraining gibt es manchmal lustige Momente.
Wenn man zum Teamtraining kommt gibt es eigentlich immer was zu lachen.
Das Teamtraining hat öfter Spaß gemacht.
Das Teamtraining ist auch manchmal langweilig, am meisten bei der Nachbesprechung, weil die Lehrer die ganze Zeit reden, am meisten, wenn einer zwischen rein redet.
Es ist blöd, wenn nicht alle vom Team auftauchen, weil das Team dann nicht vollständig ist, weil zusammen schafft man mehr.
  
       


Was das "Justus-Team" (links) zukünftigen SchülerInnen zu erzählen hat:
Das Team-Training ist lehrreich und eine gute Erfahrung für den Beruf.
Im Team-Training lernt man sich besser kennen und sich gegenseitig vertrauen.
Am Anfang haben wir uns nicht so gut verstanden, aber mit der Zeit haben wir uns aneinander gewöhnt.
Ich habe gelernt: Zusammenarbeit und Geduld, auch die anderen ihre Hilfe anzunehmen, auch den anderen zu helfen und nicht zu schnell aufzugeben.
  
       
Das Team-Training endet nach 25 Einheiten mit feierlicher Übergabe der Zertifikate durch die Schulleitung.

Insgesamt haben von 18 SchülerInnen 9 Schüler alle Kriterien für eine erfolgreiche Teilnahme am Team-Training erfüllt. Die Erfolgs-Kriterien sind berufsspezifisch formuliert. Die Gestaltung der Zertifikate zeigt den SchülerInnen auch durch individuell formulierte Aussgen, inwieweit sie zuverlässig und inhaltlich sowie sozial kompetent erfolgreich mit ihren Trainerinnen und ihrem Team zusammengearbeitet haben.

Bei der Übergabe der Zertifikate sind auch Schüler anwesend, die nicht genügend zuverlässig teilgenommen haben und kein Zertifikat erhalten können. Sie sind natürlich enttäuscht, zeigen aber auch, daß sie vom Team-Training profitiert haben. Sie sehen anhand der konsequenten Haltung von Schulleitung und Trainerinnen, daß das Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Team-Training einen Wert hat, den man sich im wahrsten Sinne des Wortes ein ganzes Jahr lang kontinuierlich erarbeiten muß.
  
       
So informiert das Team-Trainings-Zertifikat bei Bewerbungen der SchülerInnen ausbildende Organisationen über diese wesentliche zusätzliche Qualifikation der SchülerInnen. Das Zertifikat zeigt vor allem deren persönliche Motivation zu Berufstätigkeit und Leistungsbereitschaft.

Dadurch erfüllt das Team-Training eine wesentliche Grundforderung ausbildender Organisationen hinsichtlich Zuverlässigkeit in Ausbildung und Berufstätigkeit, indem es sich auf die Vermittlung beruflicher sozialer Schlüsselkompetenzen wie Team-Fähigkeit, Konfliktfähigkeit, soziale und psychische Stabilität, Frustrationstoleranz, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit, Kritik- und Reflexionsfähigkeit konzentriert.



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